Für ChatGPT-Nutzer ist das jetzt die neue Normalität: Mit wenigen Worten eine Bildidee beschreiben – und schon sitzt man staunend vor einem KI-generierten Meisterwerk. Willkommen in der neuen Ära der Bilderzeugung, powered by OpenAIs ChatGPT-4o!
Was da am 25. März 2025 eingeführt wurde, klingt erstmal wie die Erfüllung aller Kreativträume: ChatGPT kann jetzt endlich hochqualitative Bilder erstellen und setzt sich in gleich mehreren Disziplinen an die Spitze der Anbieter. Eine eierlegende Wollmilchsau? Fast.
Die Community war sofort Feuer und Flamme. Verständlich, denndie Qualität der Bilder ist beeindruckend. Text in Bildern? Endlich lesbar und in den meisten Fällen perfekt ohne Fehler umgesetzt – auch auf Deutsch. Komplexe Prompts mit zehn, zwanzig Objekten? Kein Problem. Ob Comic, Geburtstagskarte, Flyer, Plakat, Meme oder T-Shirt-Grafik – was früher drei Tools und einen Designer brauchte, macht ChatGPT jetzt auf Zuruf.
Und es wird noch besser: GPT4o hält sich erstaunlich exakt an Prompts. Hier ein Beispiel:
Ein weiteres Experiment – schau wie gewissenhaft jedes Detail der Vorgabe umgesetzt wird:
Dazu kommt: Man kann direkt im Gespräch nachbessern, variieren, feintunen. Es fühlt sich fast wie ein echter Kreativdialog an – mit jemandem, der niemals müde wird.
Ein besonders heiß diskutierter Punkt: Der sogenannte Ghibli-Stil. Gemeint ist damit der visuelle Stil des berühmten japanischen Animationsstudios Studio Ghibli, bekannt für Filme wie "Chihiros Reise ins Zauberland" oder "Mein Nachbar Totoro".
Nach dem Launch explodierten die sozialen Medien mit KI-generierten Ghibli-Bildern – Haustiere, Politiker, Selfies, alles wurde in diesen zarten Anime-Stil verwandelt. Es wurde so populär, dass OpenAIs Server ins Schwitzen kamen. Sam Altman sprach auf X (ehemals Twitter) von "schmelzenden GPUs". Kurz darauf zog OpenAI die Reißleine – und blockierte den Stil vollständig. Seither wird jeder Versuch, ein Bild "im Stil von Ghibli" zu erzeugen, mit einer Fehlermeldung abgewiesen. Für viele Nutzer war das eine große Enttäuschung – und der erste spürbare Hinweis auf die inhaltlichen Grenzen der neuen Freiheit.
Hier beginnt also die Kehrseite dieser glitzernden Medaille. Denn ChatGPT malt zwar viel – aber längst nicht alles. Während OpenAI-Chef Sam Altman beim Start des neuen Bildermodells in ChatGPT-4o noch die neue Freiheit in der Bildgenerierung versprach, war damit schon wenige Stunden nach dem Launch Schluss – viele Prompts wurden blockiert. Kein Pokémon, kein Ghibli-Stil, keine Popstars. Und wehe, du möchtest dein Selfie als Anime-Version generieren – dann wird's kompliziert.
Warum? Ganz einfach: Urheberrecht. Und Ethik. OpenAI spielt auf Nummer sicher – verständlich, aber für Nutzer oft frustrierend. Die Zensur fühlt sich manchmal willkürlich an. Ein Prompt klappt bei dir nicht, aber bei jemand anderem schon? Dieses Lotto-Feeling bei der Filterung trübt die Erfahrung.
Noch ärgerlicher war: Die Fehlermeldungen waren zunächst kryptisch und vage. Statt klar zu sagen "Sorry, darf ich nicht aus Urheberrechtsgründen", bekam man oft nur ein „Da ist was schiefgelaufen.“. Und während man noch glaubt, es sei ein Überlastungsproblem der Server, hat die KI längst enschieden, dass dein Wunsch zu heikel ist.
Aber aus neutraler Position ist positiv anzumerken, dass OpenAI im Hintergrund auf Hochtouren zu verbessern scheint und eifrig das mehr oder weniger konstruktive Feedback aus dem Nutzerkreis umsetzt. So sind jetzt die Rückmeldungen der KI schon deutlich informativer und die urheberrechtliche Problematik mancher Bild-Anforderungen wird klar benannt.
31.03.2025: Hinzu kommt, dass OpenAI die als Sofortmaßnahme verhängten drastischen inhaltlichen Beschränkungen am vierten Tag nach Launch vorsichtig wieder lockert. Man kann nun eine "gezeichnetes Bild im japanischen Illustrationsstil" oder sogar im "Ghibli-Stil" anfordern und hat gute Chancen, das Bild erzeugt zu bekommen. Dafür wurden aber deutliche zeitliche Beschränkungen eingeführt, um die extreme globale Nachfrage zu managen.
Die neue Bilder-KI ist ein Spielplatz – aber einer mit Regeln. Und wie auf jedem Spielplatz gilt: Nicht alles, was Spaß macht, ist erlaubt. Klar, es ist verlockend, berühmte Figuren in absurde Szenarien zu stecken. Aber rechtlich ist das vermintes Gelände.
Deshalb, unser Appell: Nutzt die neue Funktion – aber nutzt sie kreativ. Entwickelt eigene Stile, eigene Ideen. Nutzt ChatGPT-4o als inspirierenden Sparringspartner, nicht als Kopiermaschine.
Neben Copyright und Stilfragen gibt’s noch ein größeres Thema: Realität. Oder besser gesagt: Fiktion, die aussieht wie Realität. ChatGPT-4o kann fotorealistische Bilder erzeugen. Das ist faszinierend – und beängstigend. Die Grenze zwischen Echt und Fake verschwimmt, und mit jeder KI-Visualisierung in unserem Social-Media-Feed stumpfen wir ein Stück weiter ab. Man glaubt irgendwann gar nichts mehr – nicht dem Bild, nicht dem Kontext, nicht einmal den eigenen Augen.
Doch es geht noch tiefer. Denn diese technologische Entwicklung – und die neue ImageGen-Funktion ist nur ein besonders spektakulärer Teil davon – trifft auch unsere Arbeitswelt mit voller Wucht. Grafikdesigner, Illustratoren, ja sogar ganze Werbeagenturen spüren bereits den Wandel. Kunden kommen plötzlich mit kompletten Entwürfen, die sie sich selbst mit ChatGPT gebastelt haben. Was früher der erste kreative Funke war, ist nun oft schon ein ziemlich konkretes Konzept. Den Profis bleibt dann manchmal nur noch die saubere Umsetzung in professionelle Layout- und Druckformate – Aufgaben, die die KI (noch) nicht beherrscht.
Das spart Geld, vielleicht sogar Zeit. Aber es verändert auch die Rolle kreativer Berufe – und stellt Fragen: Was bedeutet Originalität in einer Welt, in der jeder mit ein paar Prompts zum Grafikdesigner werden kann? Wie schützen wir kreative Arbeit? Und wie bewahren wir ihre Wertschätzung? Wir werden diesen Fragen in der nächsten KI-BUZZER Ausgabe (Heft 4, kommt 22. Mai 2025) intensiver unsere Aufmerksamkeit schenken.
ChatGPT4o mit der nativen Bildgenerierung ist tatsächlich ein echter Gamechanger. Aber die Revolution kommt mit Restriktionen. Euphorie und Frust lagen in den letzten Tagen nahe beieinander.
Oder anders gesagt: Die eierlegende Wollmilchsau ist da. Aber sie legt keine Ghibli-Eier. Und das ist auch gut so. Denn was die wütenden Kommentatoren vergessen: Durch die Einschränkungen schützt OpenAI nicht nur sich selbst, sondern auch die Nutzer gegen mögliche teure Abmahnungen bei Verstößen gegen Urheberrechte.
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