Früher war’s der Kollege, der einem den Job weggeschnappt hat – heute ist es die KI. Der neue Büro-Boss heißt ChatGPT, und statt Beförderung gibt’s jetzt Prompt-Schulung. Aber was bedeutet das konkret? Zwei frische Studien bringen Licht ins Daten-Dunkel: eine von McKinsey, die andere von der Wirtschaftsuniversität Wien. Und was soll ich sagen? Die eine bringt Produktivitätsfantasien, die andere Gänsehaut.
Die Studie des McKinsey Global Institute trägt den hübsch klingenden Titel „Eine neue Zukunft der Arbeit“. Und was sie darin skizzieren, ist nicht weniger als ein Arbeitswelt-Beben: Bis 2030 könnten bis zu 30 % der aktuell geleisteten Arbeitsstunden automatisiert werden – vor allem durch generative KI (hauptsächlich Sprachmodelle wie ChatGPT, Gemini und Grok, aber auch Bild-, Video- und Sprachgeneratoren). In Deutschland wären das schlappe 16 Milliarden Stunden.
Doch keine Panik – McKinsey rechnet nicht mit Massenarbeitslosigkeit, sondern mit Berufswechseln in gigantischem Ausmaß: Rund 12 Millionen Menschen müssten bis 2030 in neue Tätigkeitsfelder wechseln, jährlich doppelt so viele wie vor Corona. Besonders betroffen: Büroangestellte, Callcenter-Mitarbeitende, Produktionskräfte. Mehr gefragt: Pflege, IT, MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Wer also besonders digital oder aber besonders menschlich auskennt, ist fein raus.
Und die gute Nachricht: Wenn wir das klug machen – also Umschulungen, neue Rollen, klare Strategien – könnte Europas Produktivität um bis zu 3 % jährlich steigen. Ein kleines Wirtschaftswunder, sagt McKinsey. Aber eben nur, wenn wir nicht auf der Rückbank sitzen bleiben, sondern das Steuer in die Hand nehmen.
Studie McKinsey – 2024 (PDF Download / 22 MB)
Anders die Perspektive der Wirtschaftsuniversität Wien. Die hat sich gefragt: Was macht Automatisierung eigentlich mit unserer Psyche? Die Antwort: nicht gerade gute Laune.
In 14 deutschen Industriesektoren wurde untersucht, wie sich der Einsatz von Industrierobotern auf die mentale Gesundheit der Beschäftigten auswirkt. Und siehe da: Je mehr automatisiert wird, desto höher das Risiko für psychische Belastungen – von Erschöpfung über Entfremdung bis zur inneren Kündigung. Warum? Weil der Mensch sich überflüssig fühlt.
Die Autoren sprechen von „unsichtbarem Beitrag“ und „emotionaler Entkopplung“. Wer nicht mehr tätig ist, sondern nur noch überwacht, verliert leicht das Gefühl, gebraucht zu werden. Der Job wird zum Schatten seiner selbst – und wir gleich mit.
Studie Wirtschaftsuniversität Wien – 2024 (Website)
3. Was jetzt? Drei Gedanken zum Mitnehmen
Die Zahlen wirken nüchtern, aber die Botschaft ist klar: Der Wandel kommt. Die Frage ist nur, ob du ihn erleidest – oder gestaltest. Bereitest du dich vor und steuerst du aktiv durch den kommenden Richtungswechsel oder schleifst du die Kurven-Leitplanke entlang? Letzteres ergibt garantiert Reibung und damit Schmerz.
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